Stadtchronik Seelow
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Landwirtschaftsschule   Die Agrarreform am Anfang des 19. Jahrhunderts bewirkte grundlegende Veränderungen in der Landwirtschaft und damit waren Sie die Vorbilder der deutschen Landwirte. Die Einführung der Fruchtfolge auf den Feldern statt der Drei-Felder-Wirtschaft (bei der Drei-Felder-Wirtschaft lag stets ein Feld brach) war die wesentliche Neuheit. Weitere Fortschritte waren z.B. noch das Tiefpflügen und der Einsatz von Dünger auf den Feldern. In dieser Zeit gründeten sich viele Vereine, die zur Aufklärung und besseren Bewirtschaftung der Felder beitrug. Ein Herr Amtmann Schütz, ehemaliger Pächter der Seelower Vorwerkes, war einer der Mitbegründer des „Seelower Local - Vereins“ der seit 1840 in den Herbst- und Wintermonaten tagte. Weitere Mitbegründer des Vereins waren die Landwirtschaftspioniere Thaer, Koppe, Rehfeld und Baath. In regelmäßigen Vereinstreffen wurden Erfahrungen ausgetauscht, anderer Grundbesitzer mit Rat und Tat geholfen. Ein weiteres Anliegen war auch, andere von der modernen Landwirtschaft zu überzeugen. Dazu wurden mit Hilfe des Staates Prämien für gute Bewirtschaftung, Urbarmachung, Viehzucht usw. verteilt. Es wurden Ausstellungen durchgeführt. Dort konnte man Vieh und Maschinen besichtigen. Es wurde Saat empfohlen und auch verteilt. Der Seelower und der Frankfurter Verein führten oft gemeinsame Landwirtschaftliche Ausstellungen durch. Die Folge war die Gründung der landwirtschaftlichen Schule in Seelow am 1. Dezember 1905 als eine Lehranstalt der Landwirtschaftskammer für die Provinz Brandenburg. Im Jahre 1909 konnte das Inventarverzeichnis einer Lehrmittelsammlung von 1285 Gegenständen und von über 500 Büchern aufweisen. Im schuleigenen Chemielaboratorium wurden Bodenproben analysiert und Kartoffeln auf ihren Stärkegehalt geprüft. Mit dem neuen großen Gebäude in der Küstriner Straße und den darin enthaltenen gut ausgestatteten Lehrräumen begann man schon 1909 die Frauen in Lehrkursen in die landwirtschaftliche Winterschule zu integrieren. Entsprechend der Anzeige im Amtlichen Kreis-Blatt für den Kreis Lebus vom 31. August 1909 wurde ein Obstverwertungskurs für Damen durchgeführt. Hinter dem Haus in der Küstriner Straße befanden sich der Schulhof, ein Schulgarten und ein Geräteschuppen. Im Schulgarten wurde der praktische Unterricht durchgeführt. Dazu wurde der Garten und viele kleine Beete aufgeteilt, auf denen verschiedenster Versuche durchgeführt wurden. Im Jahre 1909 wurde ein Morgen großer Acker auf der Oderbruchhöhe verworben, dieser wurde wiederum in 19 die ein Ar große Parzellen für Versuche aufgeteilt. Ein weiteres Versuchsfeld befand sich im Bruch. Zur Unterstützung der praktischen Ausbildung wurden Exkursionen zum Beispiel zum Zuckerfabrik Sachsendorf, zum Rittergut Friedersdorf, zur Domäne Seelow, zu Gänsemast Neu-Langsow, zur städtischen Molkerei, zur Eisengießerei Frankfurt, zum Geflügelmusterhof Neuentempel, zur Druckerei, zur Gasanstalt, zur Hengststation Seelow und noch vieles mehr durchgeführt. Nicht nur für Schüler war die Schule war, auch deren Väter konnten sich jeden guten Rat von der Schule holen. Der Direktor und die Lehrer unternahm viele Reisen, um sich persönlich mit den Landwirten über deren Probleme zu unterhalten, aber auch den Kontakt zur Praxis zu behalten. Eine Ausleihstation für landwirtschaftliche Geräte besaß die Schule ebenfalls, 25 Pfennige pro Tag konnte z.B. Schreibenegge, Wiesenwalze ausgeliehen werden, wovon reger Gebrauch gemacht wurde. Zum Schulefest am 5. Februar 1910 wurde der "Verein ehemaliger Seelower Landwirtschaftsschüler" gegründet. Am 18. November 1911 auf ein Treffen des Vereins, der inzwischen 109 Mitglieder zählte, wurde der Beitritt zum Kreisverband der Jugendpflege beschlossen. Mit den Jahren und der fortschreitenden Entwicklung mussten auch Neuerungen in der Schule durchgeführt werden. Bis jetzt konnte sich jeder Junge, der das 15. Lebensjahr vollendet hatte, an der Schule bewerben. Für die Frauen waren zu dieser Zeit nur die Obstverwertungskurse geplant. Anfang April 1921 wurde der erste Lehrgang für Landwirtschaftstöchter eröffnet. Die Schwerpunkte des Lehrganges waren die Ausbildung in Geschäftsaufsätzen, Buchrechnung, hauswirtschaftliches Rechnen, Gemüsebau, Geflügel- und Kälberzucht, Milchwirtschaft, Haushaltskunde und Gesundheitslehre. Die Ausbildungszeit betrug zwei Jahre, für Mädchen vom 14. bis zum 16. Lebensjahr. Die praktische Ausbildung kann zu Hause erfolgen, wobei möglichst ein halbes bis zu einem Jahr in einem anderen gutgeführten bäuerlichen Haushalt gearbeitet werden musste. Nach den zwei Jahren wurde der Lehrling in allen ländlichen und hauswirtschaftlichen Gebieten geprüft, wie z.B. im Haus, der Geflügel- und Schweinehaltung und dem Garten. Mit den politischen Veränderungen in Deutschland 1933, kam zu Änderung in vielen Bereichen der Politik und Wirtschaft von Deutschland. In diesem Zusammenhang wurde am 01. Oktober 1934 die landwirtschaftliche Winterschule in die Bäuerliche Werkschule und Beratungsstelle der Landesbauernschaft Kurmark umbenannt. Der neue Schulbeginn am 01. November 1934 hatte 17 Schüler in der unteren Klasse und 20 in der oberen Klasse. Trotz des Krieges war der Besuch der Schule weiterhin sehr gefragt. In der neuen Schulreform nach 1945 fand die Landwirtschaftsschule wenig Berücksichtigung. In den noch vorhanden Protokollen der Stadtverordnetenversammlung vom 22. Juli 1949 sollte für erst einmal zwei Jahre die Landwirtschaftliche Winterschule wieder eingerichtet werden. Mit der Bildung 1951 von Kreisvolkshochschulen wurde die Ausbildung von Bauern und Landwirten  darin integriert. Der Beginn der Gründungen von LPG`s (Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaften) 1953, forderte den Unterricht von Mitgliedern der LPG, speziell die nicht in der Landwirtschaft aufgewachsen waren. In den Wintermonaten wurden wieder Winterschulungen von Heinrich Schultz und Werner Wendtland durch geführt in den Dörfern des Kreises Seelow. Mit der Einrichtung des Referates Schulung in der Abteilung Landwirtschaft des Rates des Kreises Seelow, wurde die Ausbildung von Schulungsbeauftragte in den LPG und Dorfakademien weitergeführt Es wurden Facharbeiter und Meister in der Landwirtschaft ausgebildet.  Leiter dieser landwirtschaftlichen Ausbildung waren im Laufe der Zeit Heinrich Schultze, Anni Derkow, Heinrich Rauschebach, Erika Nothdurft und seit 1982 bis heute Margit Kain. Aus dieser Ausbildungsform der Dorfakademien entstand 1965 die Kreislandwirtschaftsschule (KLS), welche 1990 in die heutige Landwirtschaftsschule  um umbenannt wurde. Zu erst befand sich die Schule im Eckgebäude Frankfurter / Breite Straße , heute mit dem Laden Schlecker, dann zog die Schule 1974 in die Baracke im Fichtenweg um. So wie auch heute wurden damals viele Vorträge und Weiterbildungsmaßnahmen in der Praxisnähe durchgeführt und die Lehrkräfte konnten dadurch auch ihr eigenes praktisches Wissen auffrischen bzw. erweitern. Die Kreislandwirtschaftschule wurde mit der Wende 1990 wieder in Landwirtschaftsschule umbenannt. Die nächsten Jahre waren geprägt von Umschulungen und Fortbildungen. Mit Lehrgängen und Kursen in der Schule wurden neue und auch alte Traditionen wieder belebt.  Die erste neue Berufsbezeichnung zum Natur- und Landschaftspfleger begann am 01. November 1991 das 1. Ausbildungsjahr. Im Februar 1993 beschloss der Kreistag den Umzug der Landwirtschaftlichen Schule von Seelow nach Möglin. Zum Glück für Seelow kam es nicht zum Umzug, wegen ungeklärten Besitzverhältnissen. So konnte 01. Dezember 1995 das 90. jährigen Bestehens der Landwirtschaftsschule in Seelow gefeiert werden. Zu dieser Festlichkeit bekannte sich der Kreistag zum Weiterbestehen der Schule in Seelow,  als eine nur noch von drei Landwirtschaftlichen Schule in  Brandenburg. Am 02. März 2000 zog die Landwirtschaftschule nach über 27 Jahren Schulbetrieb in der Baracke im Fichtenweg, in Räume des FIAT Hauses in der Berliner Straße 31 um. Die Kreislandwirtschaftsschule, Volkshochschule und das Medienzentrum schlossen sich am 01. Juli 2004 zum Zentrum für Erwachsenenbildung und Medien (ZEM) unter der Leitung von Margit Kain mit Sitz in Seelow in der Berliner Straße 31 zusammen.
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Im Oktober 1907 zog die landwirtschaftliche Winterschule in das neuerbaute zweistöckige Haus gegenüber der Gärtnerei Sprockhoff, heute wieder in er Küstriner Straße 13, in der sich die Oderbruch- Getreide GmbH befindet. Die Schule führte zwei Winterkurse durch. Im unteren Kurs wurde von den Kenntnissen der Volksschule ausgegangen. Das Ziel bestand in der gründlicheren Ausbildung in den Naturwissenschaften und den Elementarfächern. Den Schulbesuch konnten sich nicht jeder leisten, da die Gebühren für den ersten Kurs 50 Mark und für den zweiten 30 Mark betrug. Weiterhin wurde ein Büchergeld von etwa 20 bzw. 14 Mark benötigt.
Im März 1913 wurde der Kreis Beeskow/Storkow der Schule zugewiesenen. Zu den vielen Aktivitäten der Winterschule gehörten die Fortbildungskurse, sowie vom 3. bis 29. Juni 1913 für Lehrer an ländlichen Fortbildungsschulen. Im Jahre 1913 wurde die Ausleihgebühr der Geräte der Wiesenkulturstation von 25 Pfennige auf 50 Pfennige pro Tag angehoben. Der Erste Weltkrieg schränkte den Schulbesuch sehr ein. So wurde der 10. Winterkurs am 3. November 1914 nur mit 15 Schüler eröffnet. Die obere Klasse wurde auf Grund der schwachen Belegung und wegen Lehrermangel nicht eingerichtet. Auch konnte eine Unterrichtsbeihilfe von nur 150 M an sechs Schülern bewilligt werden.
Landwirtschaftsschule Seelow 1920
Landwirschaftsschule Seelow 1905